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Brief Nr. 15: Alles anders

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Brief Nr. 15: Alles anders

Hallo,

das mit dem Uranus wird wohl nichts. Zumindest nicht so schnell. Als Ika nämlich heute Morgen aufgewacht ist und ich ihr erzählt habe, dass wir zum Uranus fliegen, da hat sie ganz böse geguckt.

„Was wollt Ihr denn da?“ hat sie mich und Freddie angefahren. „Da ist doch nichts zu sehen. Der ist doch auch nur aus blöden langweiligen Gasen. Da kann man ja nicht einmal landen.“

Dann hat sie die Arme vor der Brust verschränkt und uns noch ein bisschen böser angeguckt. Freddie und ich wussten gar nicht was das sollte. Und dann hat sie nur noch gesagt: „Ich will zur Sonne!“

„Wir fliegen aber zum Uranus!“ stellte Freddie fest und deutete aus dem Fenster unseres Raumschiffs auf einen kleinen Punkt. Doch Ika schien das überhört zu haben: „Ich will zur Sonne!“

Ich versuchte es ihr zu erklären: „Wir sind doch auf dem Heimweg und die Sonne liegt überhaupt nicht auf unserer Strecke.“

„Ich will zur Sonne!“ wiederholte Ika nur.

So ging es noch einige Minuten weiter. Ika ist ein ziemlicher Dickkopf. Und eigentlich wollte ich ja auch noch mal zur Sonne. Schließlich hängt hier im Sonnensystem alles von diesem Stern ab. Aber Freddie hatte bei unserem Abflug gesagt, dass wir dafür keine Zeit mehr hätten und die Sonne auch nur so ein Stern wie viele Milliarden andere ist. Deshalb passte mir das Zetern von Ika eigentlich ganz gut. Nachdem Ika nach einer viertel Stunde immer noch keine Ruhe gegeben hatte, bat ich Freddie (natürlich ganz uneigennützig ;-)) der lieben Ruhe wegen auf Ikas Wunsch einzugehen. Erst meinte er zwar, dass wir viel zu spät nach Hause kommen würden und doch die Schule pünktlich beginnt. Doch Ika meinte nur, dass sie das heute Nacht mal durchgerechnet habe und wenn wir die Maschinen von ihrem Raumschiff mit unserem Raumschiff verbinden würden, wir viel schneller wären. Deshalb würde auch so ein zusätzlicher Ausflug gar kein Problem sein.
Freddie rechnete das wohl mal kurz in seinem Roboterkopf nach, denn er sagte über eine Minute lang nichts und starrte Ika nur leer an. Dann ging er ohne ein Wort zu sagen zur Kommandobrücke und wendete das Raumschiff.

„Das bedeutet wohl, dass wir nun zur Sonne fliegen“, stellte ich fest und dachte, dass Ika sich darüber freuen würde. Doch sie zuckte nur mit der Schulter und fügte hinzu: „Das ist auch gut so.“ Dann ging sie wieder zu ihrer Kabine und ließ mich alleine zurück.

Ika ist schon seltsam. Aber das stört mich nicht. Ich freue mich einfach darüber, dass ich doch noch die Sonne sehen kann. Die Sonne ist nämlich gar nicht nur ein Stern wie Millionen andere. Der hier ist nämlich verantwortlich dafür, dass es Leben auf der Erde gibt. Ohne die Sonne wäre die Erde nur so ein weiterer großer kalter Stein oder vielleicht sogar nur ein wenig Staub im Weltall.

Ich hatte Dir ja schon erzählt, dass Sterne das sind, was man am Himmel als leuchtende Punkte sehen kann. Dass die Sonne für Dich so viel größer und heller ist als die anderen Sterne liegt daran, dass sie viel näher an der Erde dran ist als alle anderen Sterne im Weltall. Von meinem Planeten aus gesehen ist die Sonne nämlich auch nur ein kleiner Punkt. Dabei ist die Sonne sogar ein wirklich kleiner Punkt, weil es viel größere Sterne im Weltall gibt. Aber die Sonne hat genau die richtige Größe, damit auf der Erde genug, aber auch nicht zu viel Sonnenstrahlen und damit Wärme ankommen.

Wie die Sonne genau entstanden ist, das weiß niemand so genau. Wahrscheinlich war sie ursprünglich nur eine kosmische Wolke. Das bedeutet, dass da ein wenig Staub und Gas im Weltall war. Vielleicht stammte das von einem ganz anderen Stern, der irgendwann vorher kaputt gegangen war. Irgendetwas ist dann passiert, vielleicht eine Explosion oder noch ein anderer Stern in der Nähe, der auch kaputt gegangen ist. Dadurch wurden dieser Staub und das Gas im Weltall durcheinander gebracht. Und plötzlich stießen die kleinen Teile in dieser Wolke im Weltall zusammen und blieben aneinander haften. Immer mehr Teilchen hafteten an anderen Teilchen und das Knäuel wurde immer größer. So wie bei einem kleinen Schneeball, den man im Winter durch den Schnee kullert und immer mehr Schnee an ihm kleben bleibt, bis er eine große Kugel für einen Schneemann geworden ist. Hier bei der Weltall-Wolke jedoch entstand kein Schneemann, sondern die Sonne. Dass die so groß werden konnte lag natürlich auch an der Gravitation. Denn je größer das Knäuel (die Schneekugel) wurde, umso mehr kleine Teile zog sie an. Das klappt beim Schneemannbauen leider nicht. Da reicht es nicht einen Schneeball auf den Boden zu legen und zu hoffen, dass der übrige Schnee schon zur Kugel fliegt und den Ball zum großen Schneemann macht. Bei der Sonne hat das aber funktioniert. Zum Glück hat sie übrigens nicht alles in der Umgebung an sich gezogen. So blieb sogar noch etwas Material für die Planeten übrig, also auch für die Erde.

Durch das Zusammenknallen der Teilchen wird übrigens die Sonne so heiß. Das passiert auch heute noch im Innern der Sonne. Und wie heiß sie wird, das werden wir dann ja bald selber erleben. Wenn die Berechnungen von Ika stimmen, dann sollten wir ja schon in wenigen Stunden bei der Sonne ankommen. Das wird spannend. Ich bin auch schon selber ganz heiß darauf…

Ich melde mich dann, wenn wir da sind.

Dein Rolf

Brief Nr. 14: Es hat geknallt